der findling

DER FINDLING

 

🔹 „Eine phänomenale Inszenierung im Alten Dom – Linz darf sich glücklich schätzen!“ Kronen Zeitung
🔹 „Faszinierend! Fabelhaft!“ OÖNachrichten
🔹 „Beeindruckter Jubel für diesen Beitrag zum Bruckner-Jahr!“ Die Presse
🔹 „Ein klangmächtiges Musiktheater!“ APA
🔹 „Eindrücklich!“ Der Standard
Franz Hummel/Susan Oswell
« Der Findling »
conductor: Markus Poschner
director: Lukas Hemleb
stage designer: Margherita Palli
video designer: Luca Scarzella
costume designer: Sasha Nikolaeva
choreographer: Yuko Harada
Alter Dom Linz

Landestheater Linz – Musiktheater

 

Der Findling – Trailer

 

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OPER IN KIRCHE

„Der Findling“: Tief ins Herz von Anton Bruckner

“Der Alte Dom in Linz wurde am Freitag erstmals zur Bühne für großes, neuartiges Musiktheater: „Der Findling“ von Franz Hummel und Susan Oswell spürt Anton Bruckner nach. Viele Sparten des Linzer Landestheaters und das Bruckner Orchester sind beteiligt. Die Uraufführung wurde mit heftigem Beifall aufgenommen!

In famoser Fabulierkunst schlängeln sich Figuren, die verschiedene Alters- und Entwicklungsstufen Bruckners verkörpern, durch die zwölfstufigen Vorgänge des Abends. Man erlebt Fantasievolles: eine wilde Flusslandschaft, eine vogelartige Zwergenkreatur; sie könnte dem Bild von Hieronymus Bosch entsprungen sein. Oder einen Schlitten, mit Orgelwerk und Plänen beladen.

Es gibt Wasser, von dem Heilung kommt, einen Sternenhimmel, einen Baum, einen Findling, dem auch ein bisschen die Venus von Willendorf innewohnt. Und einen Rosenquarz. Diese träumerischen Versatzstücke sind Vehikel, um Bruckner näher zu kommen. Ja, es ist eine mitreißende Fahrt in die Tiefe seines Geistes, seines Wünschens, Fürchtens, Schaffens, seines Herzens.

Dass dies gelingt, geht auf das Zusammenspiel aller Sparten am Landestheater zurück. Bühnenbildnerin Margherita Palli stellte einen Steg in die Mitte der Kirche, die Zuschauer sitzen in den normalen Bänken. Auftritte – rund 150 Mitwirkende, Orchester und Chor auf der Empore – gibt es von allen Seiten. Luca Scarzella steuert beeindruckende Videos bei, Sasha Nikolaevas Kostüme bleiben in Bruckners Zeit. Magisch die Lichtregie von Johann Hofbauer und Ingo Kelp.

Regisseur Lukas Hemleb beschert dem fassungslosen, begeisterten Publikum ein grandioses Musik- und Schauerlebnis!

Der Kirchenraum ist akustisch schwierig, doch Martin Achrainer gleichsam als „Bruckner“, Gotho Griesmeier, Manuela Leonhartsberger, Matthäus Schmidlechner  und Dominik Nekel  glänzen in ihren namenlosen Rollen. Man spürt, wie sie sich im sakralen Raum wohlfühlen und ihr jeweiliges Kolorit mühelos zu blühen beginnt.

Kraftvoll der eingesetzte Chor sowie der Kinder- und Jugendchor, Einstudierung Elena Pierini; auch der Extrachor, Einstudierung David Alexander Barnad, ist dabei.

Wesentlich für den großen Erfolg ist natürlich auch das sensationelle Ensemble des Bruckner Orchesters Linz unter der Leitung von Markus Poschner. Die Komposition hält wunderschöne Soli für Violine oder Cello, passende Zitate aus Bruckners Werk samt Verfremdungen bereit. Die Bruckner-Orgel meistert Bernhard Prammer, der sie schon jahrelang als „seine Hausorgel“ bezeichnen darf.  Ein quirliges Tanz-Linz Ensemble – Choreographie Yuko Harada – setzt die Musik hervorragend um.

Ein großartiges Werk (nur wenige Aufführungen!) und eine phänomenale Inszenierung im Alten Dom – Linz darf sich glücklich schätzen!

Johannes Sonnberger

 

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SN.AT / KULTUR / ALLGEMEIN / KULTUR

Auftragswerk “Der Findling” im Alten Linzer Dom begeisterte

“Ein Findling, der von Gletschern fortbewegte Gesteinsblock, ist die Metapher für Anton Bruckner. Ein Mann “mittleren Alters” fühlt sich als Verkörperung Bruckners und erlebt verschiedene Lebensstationen, begleitet von Fabelwesen, Naturstimmungen, dem Fluss (des Lebens) als Symbol der Überfahrt in eine neue Dimension. Ein Text, der nachdenklich machte. (…) Die Musik war aber die Stärke des Werks. Mehrfache Zitate aus Bruckners bekannten Sinfonien, die Besetzung mit strahlenden Bläserchören, Pauken und auch der Bruckner-Orgel der Kirche (eindrucksvoll bespielt vom aktuellen Organisten des Alten Domes, Bernhard Prammer), hinterließen einen tiefen Eindruck gegenwärtiger Musik.

Von der Orgelempore aus, wo auch das Bruckner Orchester Linz Platz genommen hat, leitete Markus Poschner das Großaufgebot der Mitwirkenden: Die auf den Seitenemporen platzierten vier Chöre des Landestheaters Linz (Chor, Extrachor, Kinder- und Jugendchor) bewältigten ihre anspruchsvollen Partien großartig. Kirchenmusikalisch war die Aufführung gewissermaßen ein “Hochamt” für Anton Bruckner!

Im Altarraum und dem im Mittelgang bis hinten verlängerten Podium agierten die allesamt stimmlich und darstellerisch restlos überzeugenden Gesangssolisten: Martin Achrainer, gleichsam als “Bruckner”, Gotho Griesmeier und Manuela Leonhartsberger als “Gesellen”, Tenor Matthäus Schmidlechner, auch als “vogelartige Zwergenfigur” und Bass Dominik Nekel.

Besonderer Jubel ergoss sich über die zehn phänomenalen Tänzerinnen und Tänzer von “Tanz Linz” (Choreografie Yuko Harada) als “Landvolk”, vor allem wegen ihres geradezu ekstatischen Tanzes im vorletzten “Bild” des Abends. Einen optischen Höhepunkt bedeuteten die faszinierenden, zum Hochaltar und dem gesamten Altarraum projizierten Videos von Luca Scarzella. Die Inszenierung leitete Lukas Hemleb, unterstützt von Margherita Palli für die Bühnengestaltung. Alle Mitwirkenden ernteten starken Beifall.

Wolfgang Katzböck/APA

 

Pnp.de

Im Alten Dom in Linz feiert die Oper „Der Findling“ gelungene Uraufführung

10.06.2024 | Stand 13.06.2024, 17:03 Uhr

“Als technische wie organisatorische Meisterleistung kann bereits der zur Bühne umgebaute Kirchenraum gesehen werden. Die künstlerische Realisierung mit dem Bruckner Orchester (Leitung Markus Poschner), mehreren auf den Seitenemporen der Kirche platzierten Chören, darunter einem Kinder- und Jugendchor, und verschiedenen Sparten des Landestheaters stand dem in nichts nach. Apsis und barocker Alter dienten als Projektionsfläche für fantastische Videos (Luca Scarazella), die den Raum zum sternenübersäten Himmel erweiterten, Feuersbrünste lodern ließen, Wasserfälle symbolisierten oder versöhnliche Naturstimmungen vermittelten. Der einzelne, erratische Felsblock ist eine Metapher für den vor 200 Jahren geborenen Tonschöpfer, der erst spät Anerkennung fand.

In dem danach benannten Werk wird nicht einfach der Lebensweg des zu Lebzeiten oft belächelten und verspotteten Komponisten nachgezeichnet. Vielmehr spürt „Der Findling“ mit einem poetischen Libretto von Hermann Schneider – Intendant des Landestheaters Linz – den Energien und Motiven nach, die Bruckner angetrieben und seine Musik gespeist haben. Die bäuerliche Herkunft spielt mit hinein, mitreißend verkörpert durch das exzellente Tanzensemble des Landestheaters, wie seine Zweifel und ewige Suche nach Erlösung.

Diese findet sich in der Musik Oswells, die das gewaltige Werk nach dem Tod ihres Mannes nach wenigen seiner Skizzen mit eigenen Ideen fertig komponiert hat. In dem mit strahlenden Bläsersätzen, machtvollen Pauken und auch der Bruckner-Orgel gesetzten Werk sind mehrfach Zitate aus den Sinfonien Bruckers enthalten. Die Inszenierung von Lukas Hemleb ist an den Aufbau einer Messe angelehnt und vermittelt damit vor allem in den anspruchsvollen Chorpartien etwas von einem Gottesdienst. Musikalisch wird diese sakrale Atmosphäre immer wieder gebrochen. Hochspannende Impulse setzte Bernhard Prammer mit seinem expressiven, berauschendem Orgelspiel.

Gelegentlich übertönte die Musik in kraftvollen, kantigen Passagen den Gesang der Chöre. Dagegen waren die durchweg großartigen Solisten, die Bruckner in fünffacher Auffächerung nach verschiedenen Lebensaltern und geistig-emotionalen Situationen verkörperten, meist gut verständlich. Angeführt von X (Martin Achrainer, Bariton) waren die übrigen nach ihren Singstimmen S (Gotho Greismeier, Sopran), A (Manuela Leonhartsberger, Alt), T (Matthäus Schmidlechner, Tenor) und B (Dominik Nekel, Bass) benannt.

In verzaubert wirkenden märchenhaft-mythischen Szenen taucht immer wieder ein seltsamer Vogelzwerg auf und begleitet X durch die Lebensstationen. Auf einer Art Fähre gleitet dieser über den Steg, der den Mittelgang überdeckt, ans „jenseitige Ufer“, eine andere Welt. Mit einem Schlitten kehrt er in die von Natur- und Glaubensgeheimnissen geprägte bäuerliche Welt zurück. Er findet sich in einem Kristallpalast – „Ein Dom“ – wieder. Und am Ende die Erlösung.  Ein großartiges, packendes Stück Musiktheater.”

Michael Scheiner

DER STANDARD

OPER NEU

Bruckner endlich als Opernfigur

Das Musiktheater “Der Findling” von Franz Hummel und Susan Oswell, im Alten Dom in Linz uraufgeführt, kreist um Anton Bruckner

“Bruckner. Man weiß mittlerweile: würde 200, im September. Als Mensch ein Mängelwesen, dem es an gesellschaftlicher Geschmeidigkeit und körperlicher Zweisamkeit gebrach. Als Symphoniker ein Liebhaber von extensiven Steigerungen (samt abrupten Abbrüchen) und extremen Kontrasten (polternde Allmacht versus poetische Vereinzelung). Ein Solitär, geboren in Oberösterreich, gestorben in Wien. Da wie dort feiert und gedenkt man nach Kräften.

Theodor Adorno habe von Bruckners siebter Symphonie als “Urgestein” gesprochen, schrieb Thomas Mann 1949 an seine Tochter Erika. Hermann Schneider hat seinem Textbuch des von Franz Hummel und Susan Oswell komponierten Musiktheaters den Titel Der Findling gegeben. Am Rande einer Flusslandschaft trotzt ein Fels der Zeit, “massig, kristallin”, dunkel “und aber voll Glimmer”. So wie Bruckners Werk?

Doch im Alten Dom, in welchem Der Findling punktgenau zur Langen Nacht der Kirchen uraufgeführt wird, gibt es auch etliche menschliche Bruckners. Auf einem erhöhten, kreuzförmigen Steg, der den Mittelgang und die altarnahen Zonen der Jesuitenkirche ausfüllt (Bühne: Margherita Palli), tummeln sich Antons aller Altersstufen und Stimmlagen. Als mit X bezeichneter Protagonist hat Martin Achrainer die Hauptlast des Schicksals des einstigen Domorganisten Bruckner zu tragen. Ausgestattet mit einem dunklen Anzug und einem eleganten blauen Leinenmantel, zieht der Österreicher einen schweren Schlitten und transportiert vermittels tragfähiger Kantilenen Leid. In der potenten Akustik des Gotteshauses gelingt dies dem Bariton auf eindrückliche Weise.

Zusammen mit den vier Mitwirkenden von der Musiktheaterabteilung des Landestheaters Linz (Gotho Griesmeier, Manuela Leonhartsberger, Matthäus Schmidlechner und Dominik Nekel) kämpft und singt sich Achrainer durch eine märchenhafte Folge von Szenerien, die ihr Intendant ersonnen hat. Da gibt es  einen Fluss und einen Fährmann, Suchende im Gebirge, einen Turm und einen vogelartigen Zwerg, der den kleinen Anton ins Innere eines Kristallpalasts bringt. Projektionen auf den Hochaltar (Video: Luca Scarzella) und vergangenheitsselige Kostüme (Sasha Nikolaeva) erhöhen den Schauwert von Lukas Hemlebs Inszenierung zusätzlich.

Die Klangwelten, die der im August 2022 verstorbene Franz Hummel und Susan Oswell im Auftrag des Landestheaters Linz zum Handlungsgang erschaffen haben, sind von einer eindrücklichen Wandelbarkeit. Fin-de-Siècle-Wehmut à la Alban Berg durchzieht Hummels Vorspiel, in den zwölf Szenen danach zieht Oswell alle Register ihres beachtlichen Könnens. Mit dem Bruckner Orchester Linz und den exzellenten Chören des Landestheaters sowie Organist Bernhard Prammer fächert Musikchef Markus Poschner alle Facetten der Partitur auf.

In diese hat die englische Komponistin auch eine Vielzahl von (teils kunstvoll verfremdeten) Zitaten aus Bruckner-Symphonien eingearbeitet und collageartig mit Neuem überblendet. Selbstredend, dass Oswell auch diverse kirchenmusikalische Praktiken virtuos einzusetzen versteht. Der größtenteils getragene Gestus der musikalischen Erzählweise wird in der Turmszene und bei der Begegnung des Knaben mit dem Zwerg kurz von Dramatik und Unruhe abgelöst.

Ein Ballett der Meerestiere (Ensemble Tanz Linz, choreografiert von Yuko Harada) erinnert daran, dass einst Ozean war, wo jetzt Gebirge ist. Das barocke Interieur des Alten Doms, es erscheint in Relation zu den Jahrmillionen, die das Libretto solcherart umspannt, als eine fragile temporäre Kulisse: als ein Zeugnis einer Größe, die bald schon zerbröselt, hinweggespült werden wird von der Allmacht Zeit.

Am Ende des eindreiviertelstündigen Stücks lässt Schneider Glockentöne “vom Damals ins Immer” klingen. Auch in der Musik Anton Bruckners fand die katholische Glaubenswelt einen Nachklang, erhaschte einen zusätzlichen Zipfel vom Mantel der vermeintlichen Ewigkeit. Ineinander verschlungen, bald verklungen.”

Stefan Ender